Homo Viator

Die Macht der Tendenzen

 

Gebunden, 302 Seiten

Verlag Antaios, Schnellroda 2013

 

Besonders die bei Antaios erschienenen Werke müssen als Übungen und Versuche betrachtet werden, die auf etwas hinauswollten, was zu erreichen ihnen umstandsbedingt noch nicht vergönnt sein konnte. Jedes Buch wird durch das darauffolgende gewissermaßen überwunden und abgelöst. Philosophieren bedeutet: Einsicht geben in einen Wachstumsprozess, der nie an sein Ende gelangt und deshalb stets nur Provisorisches, Unsicheres, eben in vielerlei Hinsicht Bedenkliches hervorbringt, das mehr Zweifel und Mängel als Gewissheiten und Vollendetes enthält. - Bleibt man als wacher Mensch in sich selber doch ständig unterwegs.  

 

Zum Inhalt des Buches:

 

Welche Kräfte wirken, wenn sich Wertvorstellungen kollektiv verschieben? Wenn alte »Wahrheiten« an Gehalt verlieren und folglich nicht mehr dazu taugen, Orientierung oder Gewissheit zu stiften? Wodurch werden die sie ablösenden neuen »Wahrheiten« motiviert? Inwieweit kann der Einzelne darauf Einfluss nehmen? Was ereignet sich mit den Menschen, die in den Sog einer solchen Entwicklung geraten? Und wie erklärt sich die Wucht, mit der solche Ereignisse die bis dahin gültigen Denkgewohnheiten und Lebensgefühle auflösen?

 

Homo Viator will an der antik-abendländischen Tradition des fundamentalen Widerspruchs aus Einsicht in die Dinge anknüpfen und niemandem schmeicheln. Denn er ist ein Wanderer der ältesten und freiesten Art; misstrauisch gegen jedermann und also am meisten gegen sich selber, was ihn allen »Zivilisationsmenschen« bereits verdächtig macht und zur Distanz zwingt. Er wird sich ihren Verdächtigungen nicht entziehen können, legt aber auch keinen Wert darauf, unter ihnen bloß zu gelten, damit er von ihrer Gunst profitiere, sondern geht seinen Weg; still, trotzig, abgeschieden, eigenwillig und allein. Fragte man ihn, wie er diese Haltung nenne, würde er, sich auf eben jene geistige Tradition berufend, halb aus Übermut, halb aus Not, antworten: vornehm. Und tatsächlich schreckt Homo Viator nicht davor zurück, in einen aristokratischen Gestus zu fallen, sobald er das ihm Widerwärtige an der »Zivilisation« beschreibt. Das gehört zu seinem Stolz als Wanderer zwischen den Jahrtausenden, der sich keiner Zeit und keinem Ort gänzlich zugehörig fühlt. - Man verzeihe es ihm.

 

Homo Viator ist also deshalb beständig unterwegs, weil er in der Übergangszeit zwischen den Tendenzen nirgendwo eine Heimat hat. Überall, wo er ankern will, findet er nur abbruchreife, schlecht geführte oder bereits wieder verlassene Lagerplätze vor, verschiedene provisorisch aufgeschlagene Hütten, primitive Unterstände des Geistes sozusagen. – Es ist das Heimweh nach der »Kultur«, das ihn auf der Schwelle zur »Zivilisation« so umtriebig macht.

 

Also bleibt Homo Viator in Bewegung; doch nicht um ihrer selbst willen, sondern aus Notwendigkeit zur Erfassung der Dinge. Wer im Vorgegebenen oder bloß Übernommenen nicht verharren will, sondern nach den treibenden Kräften hinter den Wirklichkeiten sucht, hüte sich vor den Verführungskünsten herrschender Gewissheiten. – Denn hier erst beginnt die »Sache des Denkens«: jenseits der Systeme und Tendenzen.

 

 

Inhalt

 

Absicht

 

I.   Unterwegs sein

 

II.  Die Macht der Tendenzen

 

III. Über die Fährnisse des Denkens